Den Urdorfern gelingt ein kleiner Befreiungsschlag in der gegenwärtigen Abwärtsspirale.
Limmattal gegen Pfannenstiel, eine Rivalität mit Historie und einer bisher noch nie dagewesenen Brisanz. Bisher fanden die Duelle zwischen den beiden Zürcher Mannschaften entweder in den Playoffs der 1. Liga oder klar über dem Strich in der NLB statt. Diesmal fanden sich beide Teams auf den Playoutplätzen wieder und der Saisonstart war auf beiden Seiten nicht gerade von Erfolgsmomenten geprägt. Umso wichtiger also dieses für viele Spieler und Zuschauer mittlerweile geschichtsträchtige Derby für sich zu entscheiden.
So starteten auch beide Mannschaften wie die Feuerwehr in die Partie. Nach gerade einmal 87 Sekunden jubelte das Heimteam aus Urdorf zum ersten Mal. Neuzugang, Blitztransfer und Grund, weshalb ich nun in den Spielberichten wieder Vornamen verwenden muss, S. Maurer stand goldrichtig, um einen Pfannenstieler Gegenstoss abzufangen und Wenk zu lancieren. Dieser legte clever auf Bär zurück, welcher mit einem platzierten Weitschuss den älteren Bruder von Limmattal-Verteidiger J. Schindele bezwang. Lange hielt die Führung jedoch nicht bestand. Postwendend nutzten die Gäste einen schnell ausgeführten Konter eiskalt zum Einstand aus. Zu diesem Zeitpunkt waren noch keine zwei ganze Zeigerumdrehungen verstrichen. Die zahlreichen und vor allem lautstarken Anhänger beider Teams konnten sich also auf einen ansprechenden Unihockeyabend einstellen. Zurückgesteckt wurde in den darauffolgenden Minuten auf beiden Seiten nicht. Die Zürich Oberländer behaupteten wie in früheren Begegnungen viel Ballbesitz für sich, doch die vielversprechenderen Chancen verzeichneten die Urdorfer für sich. Zunächst Peraro in der 8. Minute, der nach einem Ballgewinn alleine auf F. Schindele losziehen konnte, rund 60 Sekunden später Wenk, welcher mit seinem Schuss leider nur die Querlatte zum Zittern brachte und schlussendlich Bär, der einen unachtsamen Ballverlust der Pfanni-Verteidigung nicht im Gehäuse unter brachte. Eine Limmattaler Führung wäre zu diesem Zeitpunkt sicher nicht gestohlen gewesen. Doch mussten sich die alles andere als erfolgsverwöhnten Limmattalfans bis zur 18. Minute durchbeissen, ehe das heiss erwartete Bruder-Duell einen Höhepunkt aufgesetzt bekam. J. Schindele nahm nach einem ruhenden Ball Mass und zirkelte die Kugel an Dario «Troublemaker» Küng (Freund) und Bruder F. Schindele (Feind) vorbei ins hohe Eck zum 2:1. Mit diesem knappen Zwischenresultat verabschiedeten sich die beiden Teams sodann zum Pausentee.
Dieser schien den Gästen ein wenig besser geschmeckt zu haben. Liess der erneute Ausgleich nicht lange auf sich warten. Niederöst, welcher schon für den ersten Pfanni-Treffer verantwortlich war, nutzte einen Prellball in der Mittelzone geschickt aus und traf auch dank viel Verwirrung vor dem Kasten A. Maurers zum 2:2. Das Momentum drohte zu kippen, zumal in der 28. Minute die Gäste nach einem zu ungestümen Einsteigen eines Hausherrn in Überzahl agieren konnten. Das Powerplay der Pfannen, gespickt mit NLA-Erfahrung sowie neuerdings auch finnischer Verstärkung zeigte sich jedoch erstaunlich harmlos. Das Limmattaler Boxplay agierte abgeklärt und konnte kurz vor Spielhälfte sogar einen Konter starten, welchen Schaub mit einer akrobatischen Einlage erfolgreich abschloss. Das Momentum war nun klar verteilt. In der 34. Minute konnte Schaub nur noch regelwidrig am Abschluss gehindert werden, was einen Strafstoss nach sich zog. Der Gefoulte lief gleich selbst an und verwandelte souverän zum zwischenzeitlichen 4:2. Die Gäste versuchten in der Folge wiederum mit viel Ballbesitz die Kontrolle über die Partie zu erlangen. Dies gelang zwar phasenweise, in der Zone der Limmattaler kam ihnen aber des Öfteren die zündende Idee oder die weisse Kugel abhanden, wodurch A. Maurer im Kasten der Gastgeber wenig ins Spiel eingreifen musste. Und wenn er doch einmal gebraucht wurde, war er zuverlässig zur Stelle. Die Limmattaler spielten ihrerseits ebenfalls munter mit und kamen in der 37. Minute durch den noch halb rekonvaleszenten Galsterererer zum 5:2. S. Maurer behauptete den Ball souverän in der gegnerischen Hälfte, ehe er mit einem Zuspiel der Marke «ich glaub dä het mal höcher gspielt» den freistehenden Galsterer fand, der die Kugel sehenswert ins Lattenkreuz schlenzte. Doch damit war das Mitteldrittel zum Missfallen der Gäste noch nicht überstanden. Zwar knallte Halter die Kugel zunächst nur an den Pfosten, doch in der 40. Spielminute setzte Friedli nach einem eigenen Abschluss hartnäckig nach, was sich mit dem 6:2 ausbezahlte. Mit dieser Führung verabschiedeten sich die Teams zum zweiten Mal in die Katakomben.
Den Start ins Schlussdrittel fanden wiederum die Gäste besser. Mit forcierten Kräften versuchten sie doch noch die Wende in dieser Partie herbeizuführen. Dies schien nach einem Doppelschlag in der 54. Minute, welcher die Limmattaler eiskalt erwischte, auch beinahe zu gelingen. Das direkt nach dem 6:4 eingezogene Time-Out von Spahija verfehlte seine Wirkung aber nicht. Die Urdorfer sortierten sich neu und sorgten rund 90 Sekunden später dank Bärs zweitem persönlichen Treffer zum vorentscheidenden 7:4. Auch das Time-Out auf Seiten der Gäste nützte nichts mehr. Während F. Schindele seinen Posten räumen musste, blieb ihm nichts anderes mehr übrig, als dem Empty-Netter zum 8:4 durch Hasenböhler von der Seitenlinie beizuwohnen.
Nach dem Spiel standen wiederum Verabschiedungen von gleich drei Spielern auf dem Plan. Ein grosser Dank und Hochachtung an dieser Stelle den Pfannenstielern, welche es sich nicht nehmen liessen den Spielern, gegen welche die meisten auch mehrere Jahre gespielt hatten, den gebührenden Respekt zu erweisen! Mit Fabian «Ufstiigsbomber» Massaro, Alexander «Boxplay ohni Stress» Hess sowie Nicolas «WaSa 2» Jordan (ich habe bewusst auf den anderen Spitznamen verzichtet) traten drei ganz Grosse endgültig von der Unihockeybühne. Danke für euren jahrelangen Einsatz und alles was ihr auch neben dem Platz mit und für diese Mannschaft gelebt habt!
Die Limmattaler gewinnen somit das erste von gleich vier Kantons-Derbys der Saison (dass diese Paarung das wahre Derby ist, muss ich wohl niemandem ausführlich erklären). Die Mannschaft belohnt sich damit zum ersten Mal für ihre Arbeit und zeigt, dass der Saisonstart bis dahin nicht das volle Potenzial der Truppe widerspiegelt hatte. Mit diesem ersten Vollerfolg der Saison konnten die Urdorfer auch das Tabellenschlusslicht ins Oberaargau abgeben. Zudem weisen die Urdorfer noch ein Spiel weniger auf als ihre direkten Konkurrenten. Zugegeben, Punkte aus der Nachholpartie gegen den UHC Thun zu ziehen wäre wohl eine kleine Überraschung, was den Limmattalern in der vergangenen Saison jedoch auch gelungen ist! Am nächsten Samstag steht zunächst die Revanche mit dem letztjährigen Playout-Gegner Davos auf dem Plan. Dass die Murmeli gerade einmal zwei Zähler vor den Urdorfern in der Tabelle platziert sind, dürfte wohl noch weiteren Zunder in die Partie bringen. Ein klassisches 6-Punkte-Spiel also. Die Partie wird am 01.11. um 18:00 Uhr in der Mehrzweckhalle Klosters Platz angepfiffen. Auf erneut zahlreiche und lautstarke Unterstützung freut sich die gesamte Mannschaft!